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In eigener Sache

Zu Beginn der kommenden Woche werden alle Parteien, die zur Neuwahl des Europäischen Parlaments (EP) antreten wollen, ihre Kandidatenlisten bei der Bundeswahlleitung einreichen. Die Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) haben sich schon in dieser Woche der Mühe unterzogen, diese Listen einmal zu durchsuchen und auf diesen Listen – vergeblich – nach meinem Namen gesucht. Und folgern daraus in ihrer Schlagzeile: „Meuthen vor EU-Aus“. Da ich auf keiner der Listen erscheine, seien meine „Tage als EU-Abgeordneter gezählt“.

Mir selbst, liebe Leserinnen und Leser, liegt solch reißerische, vermutlich der journalistischen Aufmachung geschuldete Dramatik angesichts des Beschriebenen vollkommen fern. Aber der Artikel fügt sich insoweit trefflich, als ich Sie hier an dieser Stelle ohnedies an diesem Wochenende über den in Rede stehenden Sachverhalt zu informieren beabsichtigte (bevor sich daran interessierte Medien damit beschäftigen). Denn ungeachtet der mich eher etwas belustigenden, weil so düster dräuenden Wortwahl, ist der dort in Rede stehende Sachverhalt von den BNN korrekt wiedergegeben.

Ich stehe auf keiner der Parteilisten, die eingereicht werden, ich kandidiere nicht für eine Wiederwahl und werde folgerichtig dem EP mit Beginn der neuen Legislaturperiode im Juli nicht mehr angehören. Darüber wollte ich Sie, meine vielen und treuen „Follower“ auf meiner Seite, als erstes informieren. Nun ist mir ein Printmedium mit der Nachricht ein paar Stunden zuvorgekommen, na sei´s drum.

Wichtig ist mir in dem Zusammenhang eine weit weniger dramatische, sondern ganz nüchterne und gelassene Einordnung dieses Vorgangs. Politische Mandate, das wird wohl zuweilen von einigen übersehen, die sich für im Mandat unentbehrlich halten, sind in der freiheitlichen Demokratie immer Ämter auf Zeit, also endlich, und zwar in der Regel vor dem Ende des eigenen Daseins. Und das ist auch sehr gut so. Das Ausscheiden von Abgeordneten aus einem Parlament ist ein vollkommen normaler, alltäglicher und undramatischer Vorgang. Und genau so verhält es sich selbstverständlich auch mit meinem bevorstehenden Ausscheiden aus dem EP.

Ich habe seit April 2016 als Abgeordneter in zwei Parlamenten gearbeitet, zunächst als Fraktionsvorsitzender im Stuttgarter Landtag, dann ab Dezember 2017 für 6 ½ Jahre als Europaabgeordneter in Brüssel und Straßburg, dort von Juli 2019 bis zu meinem Ausscheiden aus Partei und Fraktion im Januar 2022 als stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Diese überaus arbeitsreichen Jahre waren von etlichen bemerkenswerten und kostbaren Begegnungen, die ich nicht missen wollte, geprägt, wie auch vom Kennenlernen menschlicher Abgründe einiger Zeitgenossen, die mir in meinem Leben vor der Politik glücklicherweise nicht begegnet waren. Und von oft alles abforderndem Tagesgeschäft, über dem immer auch vieles ungetan blieb und auf irgendwann später verschoben werden musste.

Dieses Später beginnt nun bald. Das Ausscheiden aus dem EP heißt für mich persönlich deshalb auch kein wie auch immer geartetes „Aus“, wie es die genannte reißerische Schlagzeile insinuiert. Sondern es heißt für mich, dass ein über viele Jahre spannendes, überaus arbeitsreiches, von vielen Höhen und manchen Tiefen geprägtes Leben als Europaabgeordneter endet, und dass damit in naher Zukunft für mich ein neues Kapitel meines Lebens fern des Alltags eines Europaabgeordneten beginnen kann. Und darauf freue ich mich.

In diesem neuen Kapitel werde ich ganz gewiss auch immer ein politischer Mensch, ein homo politicus bleiben. Niemand kann aus seiner Haut. Ob daraus noch einmal eine aktive Tätigkeit als Politiker erwächst, stelle ich hier bewusst offen, denn das ist es für mich. Ich habe ja, anders als mancher Berufspolitiker heutiger Provenienz, einen sehr schönen, ordentlichen Beruf, den ich immer auch als Berufung empfunden habe.

Für meine bisherige, Ihnen wohlvertraute Praxis auf dieser Seite hier heißt das natürlich auch, dass in nächster Zeit Veränderungen anstehen. Bis das Parlament Ende April seine Tore für diese Legislaturperiode schließt, werde ich im Zuge der Wahrnehmung meines Mandats auch noch meine europapolitischen „Meuthen am Mittwoch“-Videobeiträge aus dem Parlament und meine Samstagskolumnen wie gewohnt fortsetzen, unterbrochen lediglich von einer Woche Osterurlaub. Danach endet dieser regelmäßige Turnus. Ich werde mir dann die Freiheit unregelmäßig erscheinender Beiträge zu diversen zeitgeschichtlichen und politischen Themen, die mir interessant und der Betrachtung wert erscheinen, erlauben. Dies in der Hoffnung, dass die meisten von Ihnen meiner Seite treu bleiben und diese neue Form der Beiträge ebenfalls Ihr Interesse wecken wird.

Lassen Sie uns also gemeinsam offen für das Neue sein, das kommen wird. Wenn eines gewiss ist im Leben, dann dass nichts bleibt, wie es war. Sonst würde es einem doch auch irgendwann langweilig, oder?

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