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Für nix ist gesorgt, Vorsorgeheuchler!

In einer selbst geschaffenen Traumwelt lässt es sich nicht selten ganz schön lange leben. Oft sind es erst äußere Ereignisse, die die Tragfähigkeit und die Qualität von Konzepten und Systemen auf die Probe stellen. Man denke zum Beispiel daran, wie viele Mängel und Versäumnisse Corona in unserem Land auf ganz vielen verschiedenen Gebieten offengelegt hat. Und schon wenig später wurde durch den Ukrainekrieg klar, wie einseitig abhängig wir unser Land im Laufe der Jahrzehnte gemacht haben. Einerseits abhängig von einem einzigen Land, andererseits aber auch abhängig von einer bestimmten Energieform, statt so weit wie möglich zu diversifizieren, wie es jeder kluge Unternehmer üblicherweise tut.

AUS DEM REALITÄTSSCHOCK NIX GELERNT

Nun sollte man meinen, fortan würde nach diesem letzten erschütternden Realitätsschock endlich tatsächlich eine ideologiebefreite, nüchtern rationale und kühle Analyse die Basis notwendiger Neuaufstellungen sein. Doch weit gefehlt. Die aktuelle Bundesregierung bemüht zwar ständig das Argument, dass Einseitigkeit und eine Verkennung des Versorgungsrisikos Riesenfehler waren, tappt zugleich aber mit lautem Selbstgewissheitsgetöse erneut in dieselbe, nur diesmal anders gefärbte Falle einer heilen Energietraumwelt.

Und gegen jeden, der es wagt, Zweifel an der Tragfähigkeit der neuen Heilslösung zu äußern, steht ein reichhaltig ausgestattetes Arsenal an allerlei diffamierenden Totschlagwaffen zur Verfügung. In der noch vergleichsweise harmlosen Variante werden Kritiker einfach nur als schlechtinformierte Dummies ohne Weitblick angeschossen, in der böseren Variante werden Gegner als gefährliche Egoisten, denen die Zukunft unserer Kinder egal ist und die auf Kosten von deren Lebenschancen weiter in Saus und Braus leben wollen, diffamiert. Dass eben gerade aus Gründen der Zukunftssicherung für unser Land und nachfolgende Generationen die Regierung ganz dringend aus ihrer neuen Traumwelt geweckt werden muss, kommt ihnen erst gar nicht in den Sinn.

SELBSTTÄUSCHUNG UND SANDSCHLÖSSER

Dabei ist eines sicher: Wir werden unser Land nicht zukunftsfähig machen, wenn wir erneut auf Sand bauen.

Natürlich ist es gut und richtig, sich schrittweise von der dominanten fossilen Energieversorgung weg zu entwickeln. Aber doch nicht so, dass man sich direkt und sogar freiwillig und dann auch noch extrem teuer in eine neue instabile Lage hineinmanövriert! Von einer preisgünstigen riskanten Versorgung in eine teure riskante Versorgung? DAS kann doch nicht ernsthaft die Lösung sein!

Erschwerend kommt noch hinzu: Auf dem Weg zur neuen teuren grünen Flatterstromversorgung leisten wir uns zur vollständig berechtigten Riesenverärgerung unserer europäischen Nachbarn – es gibt nun einmal Absprachen – mehr CO2-Emissionen als zuvor. Irrerweise feuern wir die Kohleverstromung sogar an. Weil uns die Reduktion von CO2-Emissionen so wichtig UND eilig ist? Wie absurd und unglaubwürdig ist das.

ES BRAUCHT EIN EHRLICHES LAGEBILD  

Fakt ist: Das 1,5-Grad-Ziel ist nicht nur eine willkürliche Zielsetzung von Hybris befallenen Technokraten. Es ist vor allem auch nicht zu halten. Jedermann weiß das, und inzwischen räumen das auch die ehedem härtesten Kämpfer dafür ein.  Allerdings weigern sie sich offenbar, die realistischen Gründe zu sehen und auch die notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen. Das hat viel mit der Grundhaltung zu tun, die hierzulande mit dem Anstreben des Ziels verbunden ist.

Hybris und Selbstüberschätzung, die Idee, dass man sämtliche Stellschrauben der Klimaveränderung in den eigenen nationalen Händen hält und mit einer Mischung aus Druck, Geld und Missionierung nach Belieben daran drehen kann. In völliger Verkennung der eigenen Möglichkeiten, der Interessen vieler anderer Länder der Welt und in völliger Verkennung der Bedürfnisse und der Möglichkeiten der eigenen Wirtschaft und der eigenen Bürger, die sich dem ausgeliefert sehen und ihre Lebensbasis mittlerweile höchst begründet in Gefahr sehen.

PANIKMISSIONIERUNG STATT SINNVOLLER VORSORGE 

Statt demütig die Grenzen der eigenen Gestaltungsmöglichkeiten anzuerkennen und das Handeln an der Realität auszurichten, wird weiter unbeirrbar die erprobte Strategie der Panikmache und des moralischen Drucks benutzt.

Besonders schlimm daran: Ja, tatsächlich müssen wir uns auf veränderte Klimabedingungen vorbereiten. Aber exakt das, dort wäre der besondere Handlungsbedarf, vernachlässigt die Scheuklappenampel dramatisch!

Sowohl das Bundesamt für Katastrophenschutz als auch die entsprechenden Hilfsorganisationen als auch konkrete geplante Projekte werden gnadenlos zusammengespart. Ein besonders extremes Beispiel: Das Rote Kreuz plante, Deutschland mit sogenannten Lagermodulen an verschiedenen Standorten auszustatten. Diese Lagermodule beinhalten Hilfsgüter, die im Katastrophenfall, wie z.B. der Flut im Ahrtal, bitter nötig gewesen wären, Geländewagen, Zelte, mobile Arztpraxen und vieles mehr. 300 Millionen hätte es gekostet, unsere Bevölkerung so auf womöglich kommende Extremereignisse, die die Regierung doch ständig anführt, um ihre speziellen Klimaschutzideen zu verkaufen, vorzubereiten. Statt dies aber einzuplanen wird der Katastrophenschutz von 285 Millionen auf 162 Millionen Euro zusammengestrichen!

Vergessen sind offenbar all die Versprechungen, die nach der letzten Katastrophe so wortreich wie pathetisch gegeben wurden. Ich habe Nancy Faeser noch im Ohr, wie sie mit betroffener Miene verkündete, der Katastrophenschutz sei viel zu lange vernachlässigt worden.

Stattdessen volle Kraft voraus für nicht erreichbare Steuerung des Weltklimas bis in die Nachkommastelle hinein, aber lediglich Peanuts für machbare Vorbereitung auf so oder so stattfindende klimatische Veränderungen. So sieht im Moment die Strategie aus, oder besser gesagt das, was die uns Regierenden für eine solche halten. Wir schlittern derart also verschuldet, energieunsicher und ohne Rettungswesten in die Zukunft.

DEUTSCHER SONDERWEG

Dass man bei alledem sogar Lösungen, die dem eigenen angeblichen Anliegen des Klimaschutzes nützen, zu toten Pferden erklärt, macht das Vorgehen noch lächerlicher. Die jahrzehntelange Panikmache gegen Kernenergie mag in Deutschland gut gefruchtet haben, ein Blick auf den Rest der Welt ist auch hier eine wertvolle Korrektur.  Tatsächlich ist die Kernenergie ein wichtiger Pfeiler in den europäischen Energiekonzepten, mehr als zuvor. Sie wird – mit Recht – als wichtiger Eckpfeiler der Lösung gesehen. Die EU hat Kernenergie ausdrücklich zur klimanützlichen Energie erklärt. Sie ist auf dem Vormarsch. Es gibt inzwischen sogar prominente Forderungen innerhalb der EU, dass die Europäische Investitionsbank (EIB) auch Kernkraft mitfinanzieren sollte.

Dass Deutschland inzwischen reichlich Strom importieren muss, den andere über Kernkraft herstellen, trägt übrigens erheblich dazu bei, dass andere unsere Politik inzwischen immer deutlicher als das sehen, was sie ist: Realitätsvergessen, unsolidarisch und dabei sogar noch in dümmlicher Arroganz überheblich und belehrend. Wir müssen umkehren, weg vom Pfad der Ideologie auf den nüchternen und pragmatischen Pfad datengestützter Vernunft. Das ist mit dieser Regierung in keiner Weise zu machen.

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