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Die "Letzte Generation": Selbstgefällig, übergriffig, rücksichtslos

Erpress Dir die Welt, wie sie Dir gefällt! So lautet sehr offensichtlich das Motto der „Letzten Generation“. Sie sagen es sogar ziemlich unverblümt in die Mikrofone der Medien. „Wir haben über die letzten Jahre alles Andere versucht. Der normale Protest funktioniert nicht“, erklärte ein Teilnehmer. Ach so, wenn legaler Protest nichts bringt, dann muss man eben gegen Recht und Ordnung verstoßen? So sehen sie es wohl. Fast jammern sie noch, es täte ihnen mehr weh als den Menschen, die sie damit seit vielen Monaten terrorisieren: „Es fühlt sich widerlich an“, „Ich hab´ da überhaupt keine Lust drauf“, „Ich würd´ doch auch lieber in der Komfortzone bleiben und nicht so konfrontativ sein“.

Oh diese Helden, wie sie sich aufopfern, die selbstgefälligen übergriffigen Demokratieverächter. Sagen Sie, gehören Sie vielleicht auch zu den ungerechten ahnungslosen Bürgern, die diesen all das Leid auf sich nehmenden heiligen Kämpfern keinen Applaus spenden? Zu jenen, die ihnen eher gehörig die Meinung sagen, wenn sie Sie daran hindern, zur Arbeit zu fahren, Ihre Kinder wie versprochen vom Sport abzuholen oder womöglich sonstige dringende Termine einzuhalten? In einer der zahlreichen – und manchmal noch allzu verständnisvollen – TV-Reportagen hörte man einen Techniker schimpfen, dessen Kunden mit einem Wasserrohrbruch zu kämpfen hatten, und ein Familienvater kochte, weil er sein kleines Kind zu einer OP bringen musste. Aber derlei interessiert die Selbstgerechten nicht. Sie maßen sich an, selbst die Prioritäten festzulegen. Und wenn sie dann Ihren Protest, den Protest der genötigten Bürger, aushalten müssen, tragen sie sich ein weiteres Sternchen in ihr Aufopferungsheft ein.

Immerhin, sie nehmen durchaus wahr, dass die Bürger ihre Straßenblockaden, ihre Blut- und Ölschmierereien, ihre Sachbeschädigungen, ihre Sabotageaktionen, die jeweilige Verursachung von enormen Kosten und vor allem die Gefährdung von Menschenleben verachten und ablehnen. Aber es bewirkt kein Nachdenken und erst recht kein Umdenken, eher im Gegenteil, sie gefallen sich darin.

Die öffentliche Ablehnung wurde zuletzt überdeutlich, als die selbsternannten Retter auch vor Weltkunstschätzen nicht haltmachten. Aber klar, wer sich im tapferen Kampf für die Weltenrettung wähnt, lässt sich auch durch Kulturschätze nicht aufhalten. Warum sollten sich Menschen, die sich weder von gestürzten Radfahrern, die auf dem ausgeschütteten Öl ins Schlingern kamen, stoppen lassen, noch Angst vorm Verursachen schwerer Autounfälle haben, überhaupt von irgendetwas aufhalten lassen? Mir scheint eher: In puncto Verantwortungsgefühl gegenüber anderen macht die „Letzte Generation“ ihrem Namen alle Ehre, denn das Verhalten in diesem Punkt ist wirklich das Letzte. Wer bereits im Jetzt und Hier fahrlässig mit dem Leben von Menschen umgeht, sollte sich sämtliche Ansagen, er wolle die Menschheit der Zukunft schützen, getrost schenken.

Werfen wir einen kurzen Blick auf die Reaktionen von Medien und Politik.  Sicher, je nach eigener politischer Neigung sind die Töne unterschiedlich, es gibt glücklicherweise auch einzelne sehr klare Verurteilungen. Sollte es nicht aber anders sein? Sollten nicht eigentlich alle, ausnahmslos alle, hier klar benennen, um was es geht? Nötigung, gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, Inkaufnahme von Körperverletzung, massive Sachbeschädigung doch mindestens. Ist es nicht inzwischen sogar viel mehr?

Diese Klima-Dschihadisten radikalisieren sich stetig, wollen unsere Infrastruktur, mit Ansage, beschädigen und pfeifen auf Demokratie. Ähnlich wie Terroristen maßen sie sich im Wahn, das sei im Interesse aller, Rechtsbrüche an. „Es ist die Verzweiflung, die sie zu solchen Aktionen bringt und im Zweifel auch in Konflikt mit dem Rechtsstaat“, hörte ich in einer Reportage. In einem anderen Beitrag hieß es, jemand sei „quasi hauptberuflich im Protestbusiness unterwegs“. Nein, das ist kein Business. Und nein, keine persönliche Verzweiflung an der Welt rechtfertigt es, seine Mitmenschen zu nötigen, sie zu gefährden und das Gesetz zu brechen. Politische Bewegungen, die auf demokratische Prozesse pfeifen und diese außer Kraft setzen wollen, sind Verfassungsfeinde, und relativierende Formulierungen wie dieser hier zum Beispiel sind kein intelligenter Schlusssatz eines Berichtes: „Das kleine Feuer vor dem Berliner Reichstag, es ist schnell gelöscht, der Flächenbrand der Klimakrise noch lange nicht.“

Eine Partei ist durch die „Letzte Generation“ ganz besonders berührt. Na, welche ist das wohl? Richtig, die „Grünen“. Um es kurz zu machen: Ein Teil der Partei erklärt das Verhalten für inakzeptabel, inzwischen jedenfalls, es hat ein Weilchen gedauert, und über die Glaubhaftigkeit mag jeder selbst urteilen. Ein anderer Teil der Partei hat aber durchaus Sympathien für diese Form von Straßenkampf. Die radikalen Fundis sind nicht ohne Einfluss und so wirken auch die Sabotage-Radikalinskis in die Partei hinein.

Die Reaktionen der Justiz kann man noch nicht seriös abschließend beurteilen. Ich will da nicht vorgreifen, auch wenn ich gewisse Befürchtungen habe. Belassen will ich es lieber bei einem Wunsch. Man mag es sich erklären, wie man will, aber unbestritten ist inzwischen, dass das Vertrauen in unseren Rechtsstaat und unsere Demokratie nachgelassen hat – im Osten mehr als im Westen. Die Sensibilität ist groß. Jeder Verdacht, dass Vergehen von Mitgliedern der „Letzten Generation“ mit besonderer Milde behandelt werden, wird registriert werden und das Vertrauen weiter erschüttern. Eine solche weitere Verunsicherung können wir uns nicht leisten und ich wünsche mir daher eine selbstverständlich faire, aber harte und konsequente Sanktionierung im Rahmen der bestehenden Gesetze.

Mit Grübeleien, warum das eine oder das andere Ziel für eine Aktion ausgewählt wurde und was das jeweils zu bedeuten hat, sollten sich übrigens weder die Justiz noch die Journalisten allzu lange aufhalten. Es wird schlicht das gewählt, was größtmögliche Aufmerksamkeit generiert. Rücksichten gibt es da nicht, tiefschürfende Zusammenhänge auch nicht. Mit Kameras und Klickzahlen kennen die sich aus. Nachhilfe brauchen diese jungen radikalisierten Menschen in Recht und Demokratie.

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